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Der richtige Kitaplatz für mein Kind

 

- Wie finde ich das richtige Kitakonzept, das zu meinem Kind passt und warum ist das überhaupt so wichtig? -

 

Der regelmäßige Besuch einer Kita ist für ein Kind ein zweites Zuhause. Ein Ort, der regelmäßig besucht wird. Dort wird gelacht, geweint, gestritten, getobt und die Welt in der Gemeinschaft entdeckt. Wie finde ich die passende Kita für mein Kind in der mein Kind all diese Erfahrungen sammeln darf? Die Wahl einer Kita für das eigene Kind wird leider häufig sehr unbedacht getroffen.

 

Öffnungszeiten, kurze Wege und ein hohes Maß an Flexibilität sind für Eltern die Hauptgründe sich für eine Kita zu entscheiden. Um den Kitaplatz zu bekommen, sagen dann viele Eltern „ja“ zu Inhalten, mit denen sie sich unwohl fühlen. Diese Entscheidung kann für ein Kind, für seine Eltern und auch für das Kitateam zu einer konfliktreichen und belastenden Zeit führen. Die Tagesabläufe, Spielangebote für Kinder, Raumgestaltung der Kita und die Haltung der Mitarbeiter sind nach dem pädagogischen Konzept ausgerichtet. Sind Eltern mit vielen Punkten des Konzeptes nicht einverstanden oder sollte das Konzept nicht zu den Bedürfnissen des Kindes passen, entsteht bei Eltern schnell eine große Unzufriedenheit und auch das Kind gerät oftmals in die Position des auffälligen Kindes, welches sich nicht anpassen kann. Viele Erwachsene kennen die Situation im falschen Beruf zu sein oder das Gefühl, wie es ist an einem Ort zu sein, an den sie nicht passen oder sich nicht wohlfühlen. Natürlich gehen Kinder in der Kita keiner Arbeit nach, doch müssen sie gerade bei berufstätigen Eltern täglich die Kita besuchen und sich in die Gegebenheiten des Kitaalltags einfügen.

 

Eine Kindertagesstätte ist viel mehr, als nur ein Betreungsort. In der Kindertagesstätte lernen die Kinder soziale Kompetenzen zu entwickeln, werden spielerisch in vielen Entwicklungsbereichen gefördert und dürfen sich in einem geschützten Rahmen ausprobieren und entwickeln. Umso wichtiger ist es für Eltern den richtigen Kitaplatz für ihr Kind zu finden, denn jedes Kind hat unterschiedliche Bedürfnisse und Begabungen, die nicht in jeder Kita aufgefangen und gefördert werden können. Um die richtige Kita zu finden, ist es wichtig die Bedürfnisse des eigenen Kindes zu kennen und zu beobachten. Hält sich mein Kind viel und gerne draußen auf? Lebt es Kreativität und Phantasie? Mit welchem Spielzeug oder in welchem Spielbereich spielt mein Kind gerne? Wann und bei welchen Aktivitäten zeigt es Freude? Ist mein Kind neugierig oder zurückhaltend? Aus diesen Beobachtungen können Eltern die Interessen, Vorlieben und Bedürfnisse ihres  Kindes erkennen. Auch Eltern sollten sich einmal zusammensetzen und überlegen, welche Kriterien die Kita erfüllen sollte. Welche Öffnungszeiten benötigen wir? Wie viele Stunden soll unser Kind betreut werden? Welche Punkte sind uns in der Erziehung unseres Kindes wichtig? Wie ernähren wir unser Kind? Diese Fragen können für Eltern auch eine Hilfe sein im Punkt Erziehung wieder mehr an einem Strang zu ziehen und verschaffen darüber Klarheit in welchen Bereichen der Erziehung sich beide einig sind und in welchen Bereichen es noch Gesprächsbedarf gibt.

 

Es ist außerdem hilfreich sich über verschiedene pädagogische Ansätze und Konzepte zu informieren. Häufig wird dann schnell klar in welchem Konzept sich das Kind und die Eltern wiederfinden und welches Konzept gar nicht in Frage kommt. Die zuständige Gemeinde informiert über die gemeldeten Kindertagesstätten und Betreuungsangebote des Wohnortes. Viele Kindertagesstätten und Betreuungseinrichtungen haben auch schon eine eigene Website auf der das Konzept vorgestellt wird. Dort erhalten Eltern einen ersten Einblick von der Kindertagesstätte und dem Konzept. Um die richtige Kita zu finden, ist eine Besichtigung der verschiedenen Einrichtungen eine große Hilfe für die Entscheidung in welcher Einrichtung das Kind angemeldet werden soll. Ein Besichtigungstermin schafft die Möglichkeit für ein erstes Kennenlernen. Hier können erste Fragen geklärt und sich ein Bild von den unterschiedlichen Gegebenheiten gemacht werden. Wer sein Kind zur Besichtigung mitnimmt, kann gleich erkennen, ob sich das Kind dort wohl fühlt. Bei mehreren Besichtigungen verschiedener Kindertageseinrichtungen kann sich das Kind ganz unterschiedlich verhalten. Natürlich ist das auch abhängig von dem Charakter und der Tagesform des Kindes. Doch die meisten Kinder zeigen bei einem Besuch schon, ob sie sich in einer Kita wohl fühlen oder nicht und  treffen mit ihrem Verhalten oft ganz unbewusst die Entscheidung für die Eltern mit.

 

Wer sich für eine Kita entschieden hat, kommt auf die Warteliste oder bekommt bestenfalls eine Platzzusage. In einigen kleineren Gemeinden oder Städten gibt es manchmal nur sehr wenig Auswahl, so dass Eltern und Kind große Kompromisse eingehen müssen, um zufrieden mit der Wahl des Kitaplatzes zu sein. Hilfreich kann es dann sein sich über die Kitakonzepte im Nachbarort oder die der Gemeinde der eigenen Arbeitsstelle zu informieren. In seltenen Fällen besteht die Möglichkeit, dass die Gemeinden Ausgleichszahlungen leisten können, so dass zwei Kinder aus unterschiedlichen Orten den Platz tauschen können und somit nicht in ihrem gemeldeten Wohnort eine Kita besuchen brauchen. Dafür ist es nötig einen Antrag bei der zuständigen Gemeinde zu stellen, um einen entsprechenden Kitaplatz für sein Kind zu bekommen. Eine andere Möglichkeit wäre es einen Kitaplatz am eigenen Arbeitsort auszuwählen und einen Antrag aufgrund der eigenen Arbeitssituation zu stellen. Wer ein Kind mit einer besonderen Ernährungssituation, einer Beeinträchtigung oder einer gesundheitlichen Einschränkung begleiten darf, kann sich Rat beim zuständigen Arzt einholen und um ein Attest oder ein Empfehlungsschreiben bitten, welches zum bestmöglichen Kitaplatz verhelfen kann. Die Handhabung ist jedoch in jeder Gemeinde und jedem Bundesland unterschiedlich. Wichtig ist jedoch, dass die Eltern den Gemeinden Rückmeldungen geben, damit die zuständigen Stellen ihre Arbeitsweise verbessern und auf die Bedürfnisse und Wünsche der Bürger eingehen können.

 

Eltern, die schon ein Kind in einer Kita betreuen lassen, neigen oft dazu das zweite Kind ebenfalls in derselben Kita anzumelden. Kinder sind jedoch unterschiedlich und haben individuelle Bedürfnisse. Häufig wird diese Entscheidung aus praktikablen Gründen getroffen. Natürlich erscheint dieser Gedanke auf den ersten Blick für Familien auch sinnvoll, da so mehr Zeit im Familienalltag bleibt. Doch wer eine Kita, die auf die Bedürfnisse des Kindes passt auswählt, wird ein anderes Kind aus der Kindertagesstätte abholen, als eine Familie, die eine Kita wählt, die zwar den geringeren Aufwand im Alltag trägt, aber nicht zu den Bedürfnissen des Kindes passt.

 

- Kinder sind unterschiedlich -

 

Ein Kind welches von motorischer Unruhe und einem großen Bewegungsdrang geprägt ist, wird sich in einer Kita ohne Bewegungsraum und Einraumsystem nicht wohlfühlen, da es in einem Raum von 30-50 m² zwischen 14 oder 21 anderen Kindern, die Basteln, Malen, Bauen und Rollenspiele spielen möchten, nicht rennen und toben kann und so seinen Bewegungsdrang nicht stillen darf. Was passiert mit einem Kind, das sich den ganzen Tag nicht ausreichend bewegen darf und kann, obwohl es seine Natur erfordert? Das Kind wird sich zurückziehen oder auffallen, weil es eigene Wege suchen wird sein Bedürfnis nach Bewegung zu befriedigen. Vielleicht wird das Kind traurig oder aggressiv sein, wenn es abgeholt wird – auf jeden Fall wird es nicht glücklich sein, denn das Kind ist gezwungen diese Bedürfnisse zurück zu halten und hält diese Situation nicht einmal in der Woche aus, sondern jeden Tag. Würde das Kind aber in eine Kita gehen, wo es täglich jederzeit in der Natur oder in einem großen Bewegungsraum toben, springen, hüpfen und laufen kann, wäre das Kind zufrieden. Dieses Kind würde positive Gefühle in sich wahrnehmen, wäre glücklich und ausgeglichen. Es würde ihm gut gehen. Das Kind, welches seine Bedürfnisse stillen darf, würde auch eine Weile still sitzen können, wenn es von ihm verlangt würde, weil es die andere Zeit eigene Entscheidungen treffen darf und es sich nicht den ganzen Tag zurück nehmen muss und es sich nicht für ein Spiel entscheiden muss, welches ein weiteres Zurücknehmen erfordert. Das Kind würde sich wertvoll und respektiert fühlen, weil wir Erwachsenen die Bedürfnisse des Kindes ernst nehmen und ihm die Möglichkeit geben diese Bedürfnisse auszuleben. Zufriedene Kinder bringen diese Gefühle aus der Kita auch mit in das Familienleben ein, umso wichtiger ist es den richtigen Kitaplatz zu wählen, so bleibt im Familienalltag der ein oder andere Stress, der durch aufgestaute Energien entstanden ist erspart und das gemeinsame Miteinander gestaltet sich einfacher und leichter.

 

Wer ein naturverbundenes Kind mit einem großen Bewegungsdrang hat, wäre in einem Waldkindergarten genau richtig. Die Veränderungen im Jahreskreislauf bieten den Kindern außerdem viele Möglichkeiten für wichtige Wahrnehmungserfahrungen, die die kindliche Entwicklung unterstützen. Kinder, die schnell frieren und gerne drinnen sind, sollten nicht gezwungen werden, den ganzen Tag draußen zu sein. Natürlich ist es für diese Kinder auch wichtig sich in der Natur aufzuhalten, da nicht nur der spielerische Aspekt, sondern auch die Reinigung die wir durch das Aufhalten in der Natur erfahren wichtig für die kindliche Entwicklung ist. Für diese Kinder gibt es Kitas, die in ihrem Konzept eine drinnen, sowie draußen Spielzeit vorsehen. Die meisten Kitas haben in ihrem Konzept einen Schwerpunkt zum Beispiel auf Musik, Bewegung, Naturpädagogik, Eurythmie, Kreativität z.B. Künstlerkitas, Naturwissenschaften oder Ernährung gelegt. Viele Kindertagesstätten haben auch mehrere Schwerpunkte, sowie die Bildungsleitlinien in einem Konzept verankert. Wichtig ist dabei bei seinem Kind zu erkennen, ob schon ein Schwerpunkt ausgeprägt ist oder nicht. Ein Schwerpunkt einer Kita bedeutet auch nicht immer, dass das gesamte Konzept darauf ausgerichtet ist, sondern dass es dort vermehrt die Möglichkeit gibt eine Richtung verstärkt auszuüben. Viele Kindertagesstätten haben zum Beispiel ein Atelier oder einen Forscherraum. Bei der Besichtigung ist es dann hilfreich genauer nachzufragen welche Kinder dort spielen dürfen, zu welchen Zeiten und ob die Kinder sich in dem Raum auch unbeaufsichtigt aufhalten dürfen. Diese Fragen helfen einen Eindruck zu bekommen, wie stark der Schwerpunkt in der Kindertagesstätte gelebt wird.

 

Wer ein sehr kreatives Kind hat, welches den ganzen Tag bastelt, malt oder Dinge, die es findet in etwas Schönes verwandelt, ist in einer Kita mit einem Atelier gut aufgehoben. Ateliers sind häufig in der offenen Arbeit zu finden. Dort haben die Kinder auch eine feste Gruppe zu der sie gehören, dürfen aber meist in der Freispielzeit in der gesamten Kita spielen und alle Spielräume besuchen. Dadurch haben die Kinder die Möglichkeit auch Kinder aus anderen Gruppen kennenzulernen und einen passenden Spielpartner zu finden. In geschlossenen Kitakonzepten ist das häufig seltener der Fall, da sich die Kinder meist nur im Freispiel draußen treffen und die gemeinsame Spielzeit begrenzt ist. Ist das Atelier zur Freispielzeit immer geöffnet und frei zugänglich, können die Kinder den ganzen Tag ihrer Vorliebe nachgehen und ihre Kreativität zum Ausdruck bringen. Auch gilt für Eltern im Konzept zu hinterfragen, ob die Kinder selbst entscheiden dürfen, was gestaltet werden darf oder ob alle Kinder das gleiche gestalten sollen, so gewinnen Eltern ein Bild welche Grenzen in der pädagogischen Arbeit gesetzt werden und wie viel Individualität für das Kind bleibt.

 

Kinder, die auf Töne und Klänge positiv reagieren, die aus gesundheitlicher Sicht eine Musiktherapie besuchen oder aus diesem Grund in einem Musikgarten angemeldet sind, finden sich in einer Kita mit Schwerpunkt Musik wieder. Eltern können den gesundheitlichen Zustand ihres Kindes so noch begünstigen, da Klänge und Töne eine Schwingung haben, die im Menschen etwas verändern. Für Kinder, die ein Handicap oder eine hohe Sensibilität mitbringen sind kleinere Gruppen von Vorteil, da es dort aufgrund der Gruppengröße leiser ist und die Kinder sich in der geschlossenen Arbeit innerhalb der Gruppe mit weniger Kindern auseinandersetzen müssen. In der offenen Arbeit gibt es meist eine Gruppenzeit in der die Stammgruppe für sich ist, auch hier kann eine kleinere Gruppe für die Kinder hilfreich sein, um den Gruppenkreis konzentrierter und leichter folgen zu können. In der offenen Arbeit haben Kinder, die hochsensibel sind die Möglichkeit im Freispiel Räume aufzusuchen, die leerer sind und einen Raum zu finden sich auch mal aus einer großen Gruppe zurückzuziehen.

 

Kleinere Gruppen umfassen 15 Kinder, als Familiengruppe oder Integrationsgruppe. In der Familiengruppe werden zehn Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren aufgenommen, sowie fünf Kinder unter drei Jahren. Hier können die Kinder untereinander viel lernen und sich gegenseitig helfen. In der Integrationsgruppe sind elf Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren und vier Kinder von drei bis sechs Jahren, die einer integrativen Maßnahme unterliegen. In dieser Gruppe lernen die Kinder aufeinander Rücksicht zu nehmen und andere so zu akzeptieren, wie sie sind. In dieser Gruppenform arbeitet nicht nur eine Erzieherin, sondern auch eine Heilpädagogin. Eine Regelgruppe umfasst 22 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren und ist die größte Gruppenform. Die Kinder haben hier die Möglichkeit viele Kinder in einer ähnlichen Altersstufe vorzufinden mit denen sie das “miteinander“ lernen und ausprobieren dürfen.

 

Um den richtigen Kitaplatz für das eigene Kind zu finden und mit diesem dann auch zufrieden zu sein, ist es besonders wichtig selbst festzustellen, welche Erwartungen Eltern und Kind an die Kita stellen und welche Initiative und Motivation Eltern und Kind selbst mitbringen, um die Kitajahre zu einer schönen Zeit werden zu lassen. Denn so wie in jeder guten Beziehung gehören auch hier immer beide Parteien dazu.